Dr. et DDr. h.c. Imre (Emmerich) Gyenge (*1925/+1996): Pfarrer und Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich - Portrait

Dr. et DDr. h.c. Imre (Emmerich) Gyenge (*1925/+1996): Pfarrer und Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich - Portrait

Sein Vater, Lehrer an der Reformierten Schule in Raab, schickte ihn an das Benediktiner-Gymnasium seiner Geburtsstadt Györ, wo Gyenge 1944 maturierte. Dann studierte er bis 1949 am berühmten Reformierten Kollegium in Papa Theologie und kam noch im selben Jahr als Vikar nach Szentgal und Veszprem, wo er bis zu seiner Wahl (1952) und Berufung zum Pfarrer der Reformierten Gemeinde H.B. in Oberwart ab 1953 wirkte. - Gyenge war in Oberwart vor allem mit der Tatsache konfrontiert, dass die Reformierte Gemeinde i n der aufblühenden Bezirksstadt zu einer Minderheit wurde, dass die Stadt immer mehr ihren magyarischen Charakter verlor und davon auch die Reformierte Kirche betroffen war. Unter Berufung auf die Tradition versuchte er einerseits die althergebrachten Arbeitsformen weiterzuführen, andererseits sie mit neuen Inhalten zu versehen. Er gründete die ungarische Volkstanzgruppe, deren Choreographie er selbst erarbeitete, belebte die Laienbühne, die über 20 Jahre lang Jahr für Jahr neue, teilweise von ihm geschriebene Stücke aufführte, und versuchte dem schon auf eine lange Tradition zurückblickenden Leseverein neue Impulse zu geben. - Die Beschäftigung mit der Geschichte der Gemeinde, die Kontakte zur Reformierten Kirche in Ungarn, die weit über das Burgenland hinausgehende Predigertätigkeit (auch im Rundfunk), aber auch die Mitarbeit in allen Institutionen der burgenländischen Ungarn (so u.a. als Mitglied des Volksgruppenbeirates beim Bundeskanzleramt in Wien) waren wichtige Faktoren seiner Arbeit. In behutsamer Weise suchte er die Priorität der Verkündigung mit der Bewahrung des Volkstums in der Gemeinde zu verbinden. Dabei dienten ihm auch die Kontakte zu Ungarn, das nur langsam seine Grenzen öffnete, aber auch zu den Exilungarn in aller Welt. - Ein theologisches Symposion, die „Oberwarter Konferenz", die seit 196 1 regelmäßig Theologen aus Ost und West zusammenführte, war der institutionelle Niederschlag dieser Kontakte. Die Verleihung von Ehrendoktoraten der Universitäten Klausenburg (Cluj) 1977 und Debreczen 1990 bildeten den Dank für diese Bemühungen und hervorragenden Leistungen. In Debreczen hatte er schon 1976 mit der Dissertation „Der Kalvinismus im Burgenland " zum Dr. theol. promoviert. - 1968 wurde Gyenge zum Landessuperintendent, also zum geistlichen Leiter der Evang. Kirche H.B. in Österreich, gewählt. In dieser Funktion war er auch Stellvertretender Vorsitzender des „Evang. Oberkirchenrates A. und H.B. in Österreich". Zweimal bestätigte die Generalsynode diese Wahl, bis er 1986 aus gesundheitlichen Gründen auf eine Wiederwahl verzichtete. Als Pfarrer in Oberwart wirkte er bis zum Jahre 1991. - Neben seinen hervorragenden Predigten, die auch in Buchform erschienen, verfasste Gyenge unzählige Artikel theologischen und kirchenpolitischen Inhalts für deutsch- und ungarischsprachige Zeitungen, insbesonders für das „Reformierte Kirchenblatt". Er war Ehrenvorstandsmitglied der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. – Dr. Emmerich Gyenge verstarb am 19. August 1996 in Oberwart. Sein beinahe übermenschlich erscheinendes Engagement wurde durch Auszeichnungen der Republik und die Ehrenbürgerschaft seines geliebten Oberwart gewürdigt. Dennoch ist den OberwarterInnen wohl in erster Linie der stets hilfsbereite Mensch Imre Gyenge erinnerlich. Nach ihm ist heute der „Dr. Emmerich Gyenge-Platz“ in Oberwart benannt.

JAHR DER ENTSTEHUNG

1990

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © Gerald Schlag: „Burgenland – Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien“ – Edition Rötzer

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