Die Feier der Weihe des Kriegerdenkmals in Oberwarth. Sonntag den 29. Juni [Anm. 1924] war die Gemeinde Oberwarth der Schauplatz eines selten schönen, erhebenden Festes. An diesem Tage fand die Weihe des auf dem Hauptplatze errichteten Kriegerdenkmals im Rahmen einer imposanten Feierlichkeit unter Teilnahme der ganzen Bevölkerung von Oberwarth statt. - An der Feier nahm auch die Bevölkerung der Umgebung in überaus großer Anzahl teil. In Vertretung des Ministers für Heerwesen war Oberst Schönowsky, Kommandant des Radfahrbataillons Nr. 1 aus Bruck a/L. erschienen. Die Landesregierung war durch Landeshauptmannstellvertreter Franz Stesgal, der Bezirk durch Bezirkshauptmann Alzner, die Gendarmerie durch Oberinspektor Vicikl vertreten. Architekt Ludwig Schoditsch, der den Plan entwarf, war ebenfalls anwesend. - Anwesend waren die Vertreter der Gemeinde Oberwarth unter Führung des Bürgermeisters Alexander Sisko, die Beamten der hiesigen Aemter unter Führung der Amtsvorstände, die Gendarmerie mit Bezirksinspektor Rauscher, Nationalrat Binder, die Landtagsabgeordnete Freiberger, Gesell und Reiß, Landesamtsdirektor Hofrat Dr. Heger, Graf Ludwig Erdödy, Bürgermeister Lehner aus Pinkafeld, die Feuerwehren von Oberwarth, St. Martin, Drumling, Rothenthurm, Szigeth in der Warth und Unterwarth mit ihren Kommandanten, die beiden Gesangvereine von Oberwarth, der Sportverein, der deutsche Turnverein, der ref. Leseverein, der Gewerbeverein und der Vertreter der Gewerbekorporationen Kaufmann Varga, die Schulkinder der hiesigen Schulen unter Führung ihrer Lehrer und Lehrerinnen. - Das Denkmal selbst, vom Architekten Ludwig Schoditsch entworfen, ist aus Kunststein verfertigt. Ein Aufbau, der in seiner Erscheinung ein monumentales Bauwerk ist, das an den Seiten zu Ruhebänken ausgebildet erscheint. Auf der an der Vorderseite angebrachten Marmortafel, welche durch ein mächtiges, mit einem Lorbeerkranze geschmücktes Bronzeschwert in zwei Teile geteilt wird, befinden sich die Namen von 117 gefallenen Angehörigen der Gemeinde Oberwarth eingemeißelt. Die Ausführung der Bauarbeit hat die Firma Beyer und Strobach in tadelloser, mustergültiger Weise durchgeführt. Im neuen Kriegerdenkmal, welches den Beweis gibt, daß die Gemeinde Oberwarth ihre Söhne nicht vergessen hat, welche für uns Lebende ihr Bestes geopfert, sehen wir einen besonderen Schmuck unserer Gemeinde und Oberwarth darf stolz darauf sein, dieses Denkmal zu besitzen und den Schöpfer desselben, den Architekten Professor Ludwig Schoditsch, ein Kind ihrer Gemeinde zu nennen. - Dr. Karl Fuith hat zum Schluße der Feierlichkeit im Namen des Denkmalkomitees in längerer Rede das Denkmal dem Bürgermeister in die Obhut der Gemeinde übergeben. – Die Feier begann am 28. Juni, abends mit einem Zapfenstreich der hiesigen kombinierten Feuerwehrkapelle. Hierauf sang der Oberwarther Männer- Gesangverein das Lied : „Ruhe sanft." Der Ort war reich beflaggt, die Fenster aller Häuser prächtig beleuchtet und mit Blumen geschmückt. - Die Bekränzung der Gräber der hier beerdigten 117 Krieger mußte wegen des eingetretenen Regens auf den nächsten Tag verschoben werden und wurde um halb 11 Uhr vormittags in den betreffenden Friedhöfen unter Assistenz der Geistlichkeit in Anwesenheit einer großen Menschenmenge feierlichst durchgeführt. - Der 29. Juni brachte einen Tag, wie er herrlicher nicht gedacht werden kann. Der Regen am Vortage hatte den Staub gelöscht und gänzlich wolkenloser Himmel, ein wirklicher „Tag des Herrn", brach an. Leider änderte sich mittags das Wetter. Von den Anhöhen der Umgebung dröhnten die Böllerschüsse. Um halb 5 Uhr erfolgte der Weckruf der Hornisten, der die Bewohner Oberwarths auf das nun beginnende Fest aufmerksam machte. Um halb 7 Uhr formierte sich beim Gasthaus Zambo der Festzug und zwar voran Radfahrer mit blumengeschmückten Rädern, denen sich die Feuerwehr mit Musik, der Zug der Heimkehrer und ein aus 50 Reitern bestehendes Banderium anschloß. - Der Festzug marschierte unter klingendem Spiel der obgenannten Musikkapelle in strammem Zuge durch den Ort in das am Südostende des Ortes gelegene Gasthaus Benkö und Janisch, von wo nach eingenommenem Frühstück der Rückmarsch um 8 Uhr angetreten wurde. Um 11 Uhr vormittags fand im Parke vor dem Kriegerdenkmal eine Platzmusik statt. - Nachmittags 2 Uhr begann die Aufstellung des Festzuges beim „Roten Kreuz", von wo der Zug zum Denkmalpark marschierte, woselbst ein Zug des Brucker Bataillons bereits Aufstellung genommen hatte. An dem Festzuge nahmen in folgender Reihenfolge teil: der deutsche Turnverein, die Feuerwehren von Oberwarth, Rothenthurm, Drumling, St. Martin, Unterwarth, Sziget in der Warth, eine imposante Kolonne der Heimkehrer, die Mitglieder des ref. Lesevereines mit einer Schaar festlich gekleideter Mädchen, die beiden Gesangvereine und der Sportverein Oberwarth. Ein aus 50 Reitern bestehendes Banderium beschloß den Zug. - Alles ging planmäßig in kürzester Zeit in vollster Ordnung von statten, obwohl bereits eine ungeheure Menschenmenge um den Park versammelt war und der inzwischen eingetretene Regen das Arrangement beeinträchtigte. - Im Park waren auf der einen Seite des Denkmals zwei Tribünen errichtet, auf deren einer die Ehrengäste, auf der anderen die Gemeindevertretung Aufstellung genommen hatten. Nun begrüßte Bürgermeister Alexander Sisko in ungarischer, Landtagsabgeordneter Reiß in deutscher Sprache die Festgäste. Im besonderen begrüßte Sisko den Vertreter der Landesregierung, Landeshauptmannstellvertreter Stesgal, den Vertreter des Heeresministers Obersten Schönowsky, sowie die gesamte Festversammlung. Seine Rede bildete eine würdige Einleitung der Festlichkeit. Der kombinierte Gesangverein stimmte das Lied „Das ist der Tag des Herrn" an, worauf der reformierte Pfarrer Julius Bajcsy die Stufen des Denkmals bestieg, um eine Festrede zu halten. – Sodann Sprach der evangelische Geistliche Paul Geißtlinger: „Ein seltener, wehmütig-denkwürdiger Pietätsakt, wie er für unsere Gemeinde - wills Gott - nie wiederkehren soll, führt uns heute an diese Stätte. Oberwarth ehrt seine, im große Völkerringen gefallenen Krieger, opfert dem Gedächtnis seiner Helden und verewigt ihre Namen, 117 sind es derzeit, sie werden aber noch mehr. Wir haben Mühe, uns in unserem Wollen, Planen und Entschließen an den Maßstab annähernder Würdigkeit und der Kulturstufe unserer Bevölkerung zu halten. Ob und wie es uns gelungen ist? Am guten Willen fehlte es nicht, kein Opfer wurde gescheut! Der schönste Platz im Herzen unserer Gemeinde war uns gut genug, ein Denkmal von gewiegter, kunstbewanderter, der Heimatsscholle entstammender Meisterhand entworfen, von verständnisvollen, fleißigen, fachkundigen Mitarbeiterhänden ausgeführt - wir danken es ihnen mit wärmstem, anerkennungsvollem Fühlen, soll von heute an der Mit- und Nachwelt verkünden, wie Oberwarth seine Helden ehrt. - Die Kriegsschauer sind gottlob vorüber, aber vergessen, überwunden sind sie noch nicht! Heute ziehen sie noch einmal an unser aller Augen vorüber: die Kriegsschauer in ihrer überwältigenden Größe, in ihrer erschütternden Wirkung, in ihrer furchtbaren Verheerung. Die Heimkehrer, die kriegsgezeichnet mit ihren geheilten Wunden, eine Abteilung der Wehrmannschaft ziehen herauf und ehren die Kameraden! Die Helden, die Opfer, für das Vaterland verblutet, erwachen, ihr Geist umschwebt uns und grüßt die Lebenden. Welt horche, merke heute auf die Stimme der Helden. Was fragen sie, was sagen sie? Wir waren eins in den Schützengräben, ohne Unterschied des Standes, der Nation, der Religion, der Partei haben wir mit-, neben- und füreinander, alle für eine erhabene, unsterbliche Idee, für ein verbindendes Ideal, fürs Vaterland gerungen, gekämpft, gebetet, gelitten, als gute Kameraden Vorhandenes geteilt, Fehlendes entbehrt, einander ermuntert, getröstet, gestützt, verbunden, gedeckt, sollte es sein, einander die Augen zugedrückt, der Ueberlebende dem Gefallenen das Grab gegraben, mit Gebet begraben, den letzten Freundschaftsdienst getan, den Angehörigen den letzten Gruß übermittelt. Wo ist heute die Einigkeit, das „einig Volk von Brüdern"? Wo sind die bindenden, verbindenden, ewigen Ideale, die feststehen, wie die Fixsterne am Himmel, unter den Völkern der Nachkriegszeit. Wir sehen nur Klüfte, Abgründe und Zerrissenheit, die Mentalität der Völker mit einer gefährlichen Schwenkung ins ethisch-moralisch Unhaltbare. Wohlan, dann bauet Brücken, die verbinden und zusammenführen, füllt die Klüfte. Angesichts der Majestät des Todes mitten im ehrlichen Heldenkult, ermannt Euch und heuchelt keine andere Gesinnung, keine anderen Gefühle, als deren Ihr fähig seid, als die Euch rechtmäßig zukommen, schämet Euch des Evangeliums der Schützengräben nicht, es gilt auch für die Friedenszeiten. Wie aus einem Munde rufen es, schreien es Euch Eure Helden zu: Pro Patria! Fürs Vaterland, für ewige, unsterbliche Ideen haben wir gekämpft, sind wir verblutet, fürs Vaterland, und nicht vom Vaterlande sollt Ihr leben, streben, arbeiten. Dann, „lieb Vaterland magst ruhig sein“, dann „lieb Vaterland“, dann bist du bald saniert. – In dankbarem Gedenken an alle Helden Oberwarths, zum Zeichen ewig grüner, unvergesslicher Erinnerung, und mit der belebenden Hoffnung, was uns Krieg, Unrecht und Willkür genommen, das kann Friede, Einsicht und Arbeit wiederbringen, in der Hoffnung auf ein einig, großes, starkes Vaterland, segne ich dies Denkmal, lege ich im Auftrage der evang. Kultusgemeinde, diesen Kranz an seinen Stufen nieder." - Hernach der römisch-katholische Pfarrer Dr. Karl Michel: „In dem schrecklichen Weltkriege sind viele gefallen, weit von ihrer Heimat, entfernt von ihren lieben Angehörigen. Auch die Großgemeinde Oberwarth hatte viele Helden dem Vaterlande gegeben, denn aus dieser Gemeinde haben auch viele ihr Leben am Altar des Vaterlandes aufgeopfert und ruhen in fremder Erde. Zu Ehren dieser gefallenen Helden hat die Großgemeinde dieses monumentale Denkmal errichtet, damit dadurch die dankbare Erinnerung der Einwohner einen entsprechenden Ausdruck bekomme. Die späteren Generationen sollen auch sehen, daß die Generation, welche den Weltkrieg überlebte, ihre Helden nicht vergaß, sondern sie als Helden, die ihre Pflicht erfüllt und ihre Treue zum Vaterlande mit ihrem Leben besiegelt, in entsprechender Weise ehren wollte. Mit einer Feier und Erinnerung haben wir aber unsere Pflicht den gefallenen Kriegern gegenüber nicht erfüllt. Wie sie für das Vaterland, für das Gemeinwohl zu sterben sich nicht fürchteten, müssen wir auch tapfer für das Gemeinwohl wirken. Wir loben heute nicht den Krieg, sondern diejenigen werden gefeiert, die ihr Leben in treuer Pflichterfüllung für das Vaterland aufgeopfert haben. Die gefallenen Krieger sind ohne Unterschied des Standes und der Klasse nebeneinander gefallen; auch wir müssen ohne Unterschied für ein höheres Ziel arbeiten. Selbstlos für edle Ziele gemeinschaftlich wirken, das Leben des Mitmenschen zu verschönern und zu veredeln ist unser aller Pflicht! Haß und Neid sollen die Menschen nicht trennen, sondern gegenseitige Ehrung und Menschenliebe alle vereinigen. Vergessen wir nie unserer gefallenen Helden und arbeiten wir mit geeinten Kräften für eine schönere, bessere Zukunft!" - Rabbiner Felix Blau führte aus: „Ihr verklärten Helden! Ihr seid von einem weiten Wege gekommen, aus Ost, West und Süden, aus den einfachen, schlichten, aber für immer glorreichen Gräbern, um an dieser Feierlichkeit - der Enthüllung des Kriegerdenkmals - die euch allein gewidmet ist, teilzunehmen. Ihr aber, trauernde Angehörige, trocknet euere Tränen, beruhigt euch, füget euch in euerem durch den unerforschlichen Ratschluß Gottes beschlossenen Schicksale. Möget eher Trost finden durch jenes Bewußtsein, daß euere teueren, hingeschiedenen Helden - ihre irdischen Hüllen zwar in entfernten fremden Lande ruhen – aber ihre Seelen leben ewig und ihr seliges Andenken wird hier für immer bewahrt werden. Schauet herab von der Höhe, ihr verklärten Helden, auf dieses großangelegte, schöne Kriegerdenkmal, dort sehet eueren Namen eingraviert, verewigt für alle Zeiten. Eben deshalb halten wir es für unsere heiligste Pflicht, unserem tiesinnigsten Gefühle folgend, ein segensreiches Andenken den gefallenen Helden zu bewahren. Gesegnet sei das Andenken der Helden, gesegnet in aller Ewigkeit! Und Du, Allgütiger! Senke die liebevolle Gesinnung in die Herzen der Menschen, damit sie alle erfüllt werden von dem Geiste der Liebe und des Friedens. Führe Du alsobald die glückliche Zeit herbei, von welcher alle, die von Dir begeisterten Propheten geweissagt haben, die Zeit, in welcher die Kriegswaffen ins Werkzeug friedlicher Beschäftigung umgewandelt werden." Segne die ganze Menschheit mit dem dauernden Weltfrieden. Amen!" - Nachdem die Geistlichkeit ihre Reden beendet hatte und jeder derselben einen Kranz im Namen der betreffenden Kultusgemeinde niedergelegt hatte, bestieg Bezirkshauptmann Hermann Alzner die Stufen des Denkmals und verwies darauf, daß er mit der Entwicklung und den Geschicken aller Gemeinden seines Bezirkes eng verwachsen sei und begrüßte die Erschaffung des architektonisch hochstehenden Denkmals, das nicht nur für ewige Zeiten eine Zierde der Großgemeinde Oberwarth bilden, sondern, wie es einem Bezirksvorort zustehe, den anderen Gemeinden ein Vorbild sein werde, wie man seine Ehrenschuld an die heimatlichen Helden abzutragen habe. Einerseits erblicke er in dem Denkmal die Abstattung einer heiligen Dankespflicht an jene Braven, die furchtlos und hoffnungsfreudig zum Schutze der Heimat hinauszogen, den zu allen Zeiten rühmlichen Tod auf dem Felde der Ehre starben und heute irgendwo - in fremder Erde - von dem Glück träumen, ihrem Vaterland und der Heimat den höchsten Dienst geleistet zu haben. Andererseits aber sehe er in diesem, aus gemeinsamen Bemühungen und eigener Kraft erschaffenen Werk eine heute leider so seltene Bewegung des Volksganzen. Das gemeinsam ertragene große Leid des Weltkrieges und die verschiedenen Drangsale der Nachkriegszeit haben in dieser Gedächtnisstätte in diesem sinnbildlichen Grabmal ein sichtbares Gemeinschaftsgefühl zustande gebracht. Dieses begrüße er vor allem und hoffe, daß es immer fester und fester werden und helfen möge, neue moralische und kulturelle Werte zu schaffen, denn die Volksgemeinschaft sei die beste Grundlage für die Familie, für die Gemeinde und für den Staat. Sodann legte er im eigenen und im Namen der Beamten der Bezirkshauptmannschaft einen Kranz nieder. - Landeshauptmannstellvertr. Stesgal sprach im Namen der Landesregierung und führte in deutscher und dann in ungarischer Sprache aus: „Ich überbringe Ihnen die Grüße unserer Landesregierung und unseres Herrn Landeshauptmannes, in deren Vertretung ich die Ehre habe, an Ihrer Feier, an dem Ehrentage Ihrer Gemeinde teilzunehmen. Ja, der heutige Tag ist ein Ehrentag für Ihre Gemeinde, denn das Denkmal, das wir heute der Oeffentlichkeit übergeben, wird kommenden Geschlechtern nicht nur Kunde geben von den schweren Opfern an Menschenleben, die Ihnen der schrecklichste aller Kriege auferlegt hat, sondern er wird diesen späteren Generationen auch ein Beispiel geben, wie sie die gefallenen Helden geehrt haben und deren Namen für spätere Zeiten verewigt haben. Im Namen der Landesregierung danke ich vor allem dem Denkmalkomitee, das weder Opfer noch Mühe gescheut hat, um das Denkmal zustande zu bringen; ich danke dem Künstler, der das Denkmal in so schöner und erhabener Form entworfen und geschaffen hat. Verehrte Festversammlung: In einigen Wochen jährt sich zum zehnten Male der Tag, an welchem der damalige Herrscher seine Soldaten in den schrecklichsten aller Kriege gerufen hat. Mit welcher Begeisterung, mit welchem Jubel, mit welchem Opfermut sind sie hinausgezogen in die Ungewißheit, in den Tod! Mit welcher Pflichttreue haben sie standgehalten, bis der grausame und unersättliche Tod den einen früher, den anderen später aus ihren Reihen holte. Getreu dem Eid, den sie geschworen hatten, hielten sie stand bis ans Ende. Getreu ihrem Wahlspruch: Treu bis in den Tod! Der Heimat gedachten sie aber auch, wenn die feindliche Kugel ihrem Leben ein Ziel setzte, und immer waren es die Worte, die sie im Sterben sprachen: Grüße mir meine Heimat, grüße mir meine Lieben! Sage ihnen, daß mein letztes Wort ihnen gegolten hat. Deshalb dürfen wir auch nicht zurückstehen, wenn es gilt, die gefallenen Helden zu ehren. Losgelöst von den Sorgen des Alltages, losgelöst von Zank und Streit, frei von jeder politischen Meinungsverschiedenheit, haben wir uns heute versammelt, die gefallenen Helden zu ehren und ihrer in Dankbarkeit zu gedenken! Ihre Namen haben wir mit dem Denkmal der Ewigkeit übergeben, denn als Helden einer großen Zeit werden sie uns alle überleben: Wenn ich so vor einem Denkmal stehe, da sehe ich sie vorüberziehen, all die hunderttausend, ja Millionen und sehe ihren fragenden Blick: Sind wir deshalb gestorben? Haben wir deshalb unser Blut vergossen? Nein, das Denkmal allein genügt nicht für euer Heldentum, denn alle Schätze der Erde genügen nicht für das Blutopfer, das ihr uns gebracht habt. Deshalb müssen wir heute, bei dieser erhabenen Feier mit einem Gelöbnis vor dieses Denkmal treten und müssen den gefallenen Helden geloben, daß wir ihnen nacheifern wollen in Opfermut und Pflichtgefühl unserer Heimat und unseren Mitmenschen gegenüber. Wir müssen ihnen aber auch geloben, daß wir unsere ganzen Kräfte dafür einsetzen wollen, daß Gottesfurcht, Moral, Religion und Sittlichkeit, Achtung vor Gesetz und Recht, Güter, die uns der Krieg genommen hat, wieder zu ihrem Rechte kommen. Wir wollen ihnen aber auch geloben, daß wir einig sein wollen, daß wir Streit und Zank vermeiden wollen. Lassen Sie uns bei diesem hehren Anlasse daran denken, daß die tödliche Kugel, vom Zufall geführt, nicht gefragt hat, bist du Ungar oder Deutscher, bist du arm oder reich, bist du christlich oder ein Sozialist, sondern wahllos ihr Opfer geholt hat. Unsere gefallenen Helden haben uns aber auch ein Vermächtnis hinterlassen, dessen Erfüllung sie uns anvertraut haben. Ich gedenke hier der Hinterbliebenen unserer Helden. Sie, die heute vergebens nach ihren verlorenen Lieben ausschauen, sie, denen nur der kalte Stein sagt, wo ihre Lieben den letzten Schlaf träumen. Sie, denen wir mit der heutigen Feier die bereits im Vernarben begriffenen Wunden wieder neu aufgerissen haben, Ihnen gebührt unser Dank, unser volles Mitgefühl. Es ist mir eine schöne Pflicht, hier vor diesem Liebes- und Dankeszeichen der Gemeinde im Namen der Landesregierung, besonders aber im Namen unseres Herrn Landeshauptmannes zu erklären, daß Bundes- und Landesregierung es jederzeit als ihre erste und heiligste Pflicht betrachten, für die Hinterbliebenen der gefallenen Helden zu sorgen und ihnen die Daseinsmöglichkeiten nach Tunlichkeit zu erleichtern. Mit Kränzen und Blumen schmücken wir dieses Dankeszeichen, zu dem wir immer wieder pilgern wollen, wie zu einem Heiligtume. Möge der Allmächtige diese Blumen, die euch zu ehren zum Sterben verurteilt wurden, auf eure uns unbekannten Gräber verpflanzen, damit sie dort weiter blühen, möge ein Engel die für euch vergossenen Tränen sammeln und damit eure Gräber begießen, damit sie ewig grünen und blühen mögen." - Oberst Schönowsky hielt dann folgende Ansprache: „Der Herr Minister für Heereswesen hat mich beauftragt, ihn bei der heutigen Gedenkfeier in Oberwarth zu vertreten. Den Intentionen des Herrn Ministers nachkommend, spreche ich vor allem in seinem Namen, ich spreche jedoch auch im Namen des österreichischen Bundesheeres und ganz besonders im Namen des mir anvertrauten burgenländischen Radfahrbataillons. Dieses Bataillon soll in absehbarer Zeit in das südliche Burgenland verlegt werden. Wäre dies bereits geschehen, würde heute das ganze Bataillon vor diesem Denkmal stehen. So ist die Entfernung Bruck a. d. Leitha - Oberwarth zu groß und befindet sich das Bataillon überdies momentan auf Urlaub. Immerhin sind mir zu meiner Freude 22 Angehörige des Bataillons freiwillig zu Rad nachgefahren. Nach Zurücklegung von 160 Kilometern stehen sie nun vor dem Denkmal, um mit mir zusammen die toten Soldaten von Oberwarth zu ehren. Wollen Sie diese lebendige Anteilnahme von 22 braven Soldaten und ihre Ehrensalven an Stelle eines Kranzes annehmen. Wir Soldaten teilen unsere Pflichten kameradschaftlich sowohl gegen die Lebenden als auch gegen die Toten. Der heutige Tag ist nun den 117 Toten der Großgemeinde Oberwarth gewidmet, welche in ihrer Mehrzahl den Regimentern Nr. 83 und 106 angehört hatten. Diese Braven haben im Rahmen eines Riesenkampfes ihre Pflicht voll und ganz erfüllt. Hätten sie dies nicht getan, wäre zweifellos auch dieser schöne und reiche Bezirk von den Schrecken des Krieges heimgesucht worden, auch hier hätte es sodann brennende Dörfer gegeben, auch hier wären die Landstraßen von Flüchtenden bedeckt gewesen. Dies ist nun nicht geschehen, dieser Boden blieb von den Gräueln des Krieges verschont. Demnach gebührt allen, welche das Vaterland weit draußen mit ihrem Herzblute geschützt hatten, der Dank aller. Hiezu gehören auch die Oberwarther Soldaten. Zum Teil sind sie zurückgekehrt, zum Teil ruhen sie draußen in fremder Erde. Vergessen wurden diese Toten jedoch nicht, und dies ist gut und edel gedacht. Dieses wahrhaft schöne Denkmal verkörpert symbolisch den Dank der Großgemeinde Oberwarth an ihre heldenhaften Söhne. Aber auch der fremde Wanderer, welcher durch Oberwarth kommt, wird in Ehrfurcht vor dem Denkmal stehen bleiben und der ihm unbekannten toten Soldaten in Dankbarkeit gedenken. Für uns Soldaten - und ich glaube auch für die heranwachsende Jugend - muß dieses Denkmal noch ein anderes Symbol darstellen. Es ist dies das Symbol der unbedingten Pflichttreue, gegebenenfalls der Pflichttreue bis in den Tod. Wir alle jedoch, die wir heute vor diesem eindrucksvollen Denkmal als Ueberlebende stehen, sei es welchen Berufes immer, ob alt oder jung, können getrost sagen: Ehre, wem Ehre gebührt!" - Es sprach noch Nationalrat Winder, welcher in bewegten Worten ausführte: „Vor nun beinahe 10 Jahren zogen viele hunderttausende braver Soldaten hinaus, die Grenzen des Vaterlandes zu beschützen. In schweren, furchtbaren Kämpfen und Schlachten, deren die Weltgeschichte wohl niemals gesehen wird, mußten tausende Söhne unserer engeren Heimat ihr Leben lassen. Sie liegen heute draußen in unendlichen Fernen, in fremder nicht heimatlicher Erde. Am Tage der Toten, zu Allerseelen bricht immer wieder der Schmerz aus der Brust der Hinterbliebenen hervor, weil es ihnen nicht vergönnt ist, an diesem Tage die Gräber ihrer teuren Toten zu schmücken. Nun hat bewundernswerter Opfersinn der Bevölkerung der Großgemeinde Oberwarth den auf dem Schlachtfelde gefallenen Helden in treuer Dankbarkeit ein Denkmal geschaffen, in welchem die Namen der Helden für ewige Zeiten in Stein eingehauen sind. Möge dieses Denkmal den Hinterbliebenen ein schwacher Trost, den jetzigen und kommenden Geschlechtern aber ein Symbol der Liebe, Verehrung und Dankbarkeit sein, welche wir für diejenigen empfinden, die fern der Heimat, aus fremder Erde ihr Höchstes, ihr Leben für das Vaterland hingegeben haben." – Landtagsabgeordneter Gesell: „Die hochansehnliche Großgemeinde Oberwarth hat hier zur Erinnerung ihrer im Kriege gefallenen Söhne ein würdiges Denkmal errichtet. Es ist zwar aus totem Gestein aufgeführt, dennoch spricht es eine beredte Sprache von Heldentum und Pflichttreue, ja Pflichttreue bis in den Tod. Diese Pflichttreue hat freilich Legionen junger und reifer Männer dahingerafft und unsägliches Leid den Hinterbliebenen der Kriegsopfer bereitet. Wenn nach diesem furchtbarsten aller Kriege allerorten der Ruf erschallt: Nie wieder Krieg, so können wir das wohl verstehen, obwohl ich in die Glaubwürdigkeit Zweifel setzen muß, denn wir sind Menschen, Menschen mit so vielen Mängeln und Leidenschaften behaftet, daß es gar nicht allzugroßer Anstrengungen bedarf, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wir wollen, wir müssen den Frieden zu erhalten suchen, denn nur dadurch können die Wunden wieder geheilt werden, die der Krieg auf allen Gebieten geschlagen hat. In Frieden und Eintracht untereinander zu leben ist aber auch nicht schwer, wenn der gegenseitige gute Wille dazu vorhanden ist. Wenn als Folge des Krieges zu Gunsten der Deutschen Bevölkerung eine Grenzziehung eingetreten ist, kann ich die Versicherung abgeben, daß im Bundesstaate Österreich den nationalen Minderheiten, also auch hier in Oberwarth, auch nicht ein Haar gekrümmt werden wird. Wir alle ohne Ausnahme haben die gleichen Rechte, freilich auch die gleichen Pflichten. Deshalb wird es auch Ihnen nicht schwerfallen, sich in die neuen Verhältnisse einzufügen und in friedlicher Zusammenarbeit der deutschen Bevölkerung am Wiederaufbau unseres neuen Vaterlandes willig mitzuhelfen." - Der kombinierte Männergesangverein von Oberwarth sang hierauf die Chöre: „Gebet vor der Schlacht" und „Ich hatt' einen Kameraden." Zum Schlusse sprach noch Gewerbevereinsobmann Kasper im Namen der Heimkehrer zu Herzen gehende Worte, worauf Vizepräses Nika im Namen des Gewerbe- und Gesangvereines einen Kranz niederlegte. - Ergreifend war nun folgende Szene, als der römisch-katholische Pfarrer Dr. Michel die Festversammlung zum stillen Gebete aufforderte. Lautlose Stille herrschte, als der Hornist der Feuerwehr „Zum Gebet" blies, worauf das ausgerückte Militär drei Ehrensalven abfeuerte und sämtliche Kirchenglocken ertönten. Bürgermeister Sisko dankt in bewegten Worten sowohl dem Denkmalkomitee, als auch der ganzen Bevölkerung und jedem Einzelnen, der zur Errichtung dieses Denkmals irgendwie beigetragen hat. Er gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Bewohner dieser Gemeinde, welche keine Opfer scheuten, den Gefallenen dieses Denkmal zu errichten, es auch fernerhin für ihre Pflicht halten werden, dieses Denkmal für die Nachwelt zu bewahren und in gutem Zustand erhalten werden. Im eigenen, sowie im Namen der Gemeinde verspricht er, dieses Denkmal als wertvollsten Besitz zu hüten und hoch in Ehren zu halten und sagt dann weiter: Wenn wir die Reihe der Namen überblicken, die der Steinmetz mit Künstlerhand in Stein gemeißelt hat, sehen wir, daß nur sehr wenigen gegönnt war, in heimatlicher Erde zu ruhen; alle anderen schlafen in weiter Ferne in der Fremde an unbekannten Orten den ewigen Schlaf. Es wäre schnöder Undank, wenn wir das Andenken an jene, die für uns ihr Leben geopfert, nicht immer und ewig in dankbarem Angedenken bewahren würden. Dieses Denkmal ist berufen, die Erinnerung an die in fremder Erde ruhenden Helden wach zu halten Bürgermeister Sisko schließt mit Worten des Dankes an alle Anwesenden, die mit ihrem Erscheinen bestrebt waren, die Weihe der Feierlichkeit zu heben und legt den Kranz der Gemeindevorstehung auf das Denkmal. Nachdem noch der Deutsche Turnverein, der Sportverein, die Heimkehrer, der ref. Leseverein und die Angehörigen der Gefallenen ihre Kränze auf das Denkmal niedergelegt hatten, rangierte sich der Zug mit den Soldaten an der Spitze zur Defilierung und marschierte, vor dem Denkmal die Ehrenbezeigung leistend, an den dort postierten Festgästen vorbei. Nach der Defilierung des Militärs, des Heimkehrerverbandes und der ausgerückten Feuerwehren löste sich der Zug auf. - Abends fanden im Kinosaale, in Wagners und Köhlers Gasthäusern Tanzunterhaltungen statt, die bis in die frühen Morgenstunden dauerten. - Mit besonderem Dank muß hier alle jene erwähnt werden, die zum Gelingen des Festes beigetragen und sich um die Errichtung des Denkmals verdient gemacht hatten. In erster Linie gebührt Dank dem Bürgermeister Sisko, der in wahrhaft munifizenter Weise durch seine werktätige Beihilfe unter großen materiellen Opfern die Errichtung des Denkmals förderte und können wir erklären, daß es ohne seine Beihilfe nicht möglich gewesen wäre, in so kurzer Zeit ein solches Kunstwerk zu schaffen; doch auch die Gemeindevorstehung bewies eine solche Opferwilligkeit, wie solche selten anzutreffen ist. Was Bürgermeister Sisko und Gemeindevorstehung leisteten, wird ihnen unvergessen bleiben. – Und nun muß unserer lieben Mädchen gedacht werden, die sich emsig bemühten, durch den Verkauf von Blumen und Abzeichen sowie Ansichtskarten des Denkmals, zu den Kosten beizutragen. Auch der Sportverein darf nicht unerwähnt bleiben, seine Mitglieder übernahmen spontan den Ordnerdienst und entledigten sich ihrer Aufgabe in musterhafter Weise. Alles klappte militärisch, überall musterhafte Ordnung, kein Drängen, kein Fragen, jeder war auf seinem Platze. Doch auch unsere Feuerwehr leistete unter ihrem rührigen Kommandanten Johann Wehofer, welcher auch die Defilierung ordnete, Anerkennenswertes. Zum Schlusse sei noch der ganz unerwartet beim Feste erschienenen Soldaten des Brucker Radfahrbataillons gedacht, welche ganz freiwillig ohne jeden Zwang sich zur Teilnahme an dem Feste meldeten und den weiten Weg von Bruck a.d. Leitha nach Oberwarth, 162 Kilometer, per Rad zurücklegten, um ihren toten Kameraden die letzte Ehre zu erweisen. - Das Arrangierungskomitee unter Leitung des Dr. Paul Schlenger, dem der Sportverein als Ordner zur Seite stand, hat Hervorragendes geleistet und ist über jedes Lob erhaben. Besonderer Dank gebührt Herrn Zuckerbäcker Georg Pelz, der Tag und Nacht opferte, um die Dekorationen des Hauptplatzes auszuführen. Es war ein Ehrentag im vollsten Sinne, nicht bloß für die Gefallenen und ihre Angehörigen, auch für den Schöpfer des Denkmals, den Architekten Ludwig Schoditsch, der die Entwurfarbeiten sowie die Leitung des Baues - welcher in tadelloser Weise von den Baumeistern Beyer und Strobach ausgeführt wurde - vollkommen kostenlos und uneigennützig leistete. Es war schließlich eine Genugtuung für das Denkmalkomitee und all diejenigen, die trotz zahlreicher Schwierigkeiten das Werk unermüdlich seiner Vollendung zuführten.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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