„Der 1. Mai in Oberwart. Schon am Vorabend rüstete die Gemeinde, diesen Tag würdig zu begehen. Von den Häusern wehten Fahnen und abends waren die Fenster in den Straßen, die der Festzug passierte, illuminiert. Nach 8 Uhr abends sammelten sich die Teilnehmer des Festzuges: Militär, Heimatschutz, Landesschützen, Jung-Vaterland, Gewerbeverein, Gesangverein, die Freiw. Feuerwehr mit Musik sowie eine große Zahl übriger Teilnehmer, und zogen von Obertrumm, Gasthaus Zambo, bis Untertrumm, wo der Zug wieder beim Gasthaus Zambo in Untertrumm kehrt machte. Die vielen Fackeln und Lampions boten einen malerischeu Anblick, dazwischen die blinkenden Uniformen und das stramme Marschieren der Verbände, alles in allem ein erhebendes, frohes Bild. Frühmorgens war Zapfenstreich und um 9 Uhr feierliche Messe mit Tedeum in der kath. Kirche. Hernach fanden sich die Wehrverbände und Vereine, die Spitzen der Behörden sowie die Beamtenschaft und die Schulkinder mit den Lehrpersonen auf dem Hauptplatz vor dem Gerichtsgebäude ein, von wo vom festlich geschmückten Balkon der Propagandaleiter der Bezirksleitung Oberwart der Vaterländischen Front Bahnvorstand Oberrevident Ferdinand Sittauer die Festtagung eröffnete. Hieraus ergriff Bezirkshauptmann Oberregierungsrat Dr. Ernst Mayrhofer das Wort und erläuterte die verfassungsmäßige Entstehung des Kanzler Dollfuß-Werkes und fuhr dann fort: „Mit dem I. Mai wurde dieses Bundesverfassungsgesetz kundgemacht und heute feiern wir das Jubiläum des ersten Jahrestages der neuen Verfassung. Ein grundsätzlicher Wandel in den Einrichtungen des öffentlichen Lebens ist damit geschaffen worden. Schon in der Änderung des Bundeswappens sind die Erinnerungen an Bolschewismus und Umsturz beseitigt worden. Nicht der Klassenkampf sollte im Bundeswappen den Ausdruck finden, sondern die Einigkeit aller werktätigen Stände in sich selbst und der Friede zwischen den Ständen untereinander “. …. ff // Ständestatt: Eine parlamentarische Geschäftsordnungskrise, ausgelöst durch den Rücktritt aller drei Nationalratspräsidenten am 4. März 1933, nutzte der christlichsoziale Kanzler Engelbert Dollfuß zu einem Staatsstreich. Seine Regierungspropaganda sprach von der „Selbstausschaltung des Parlaments“, in Wirklichkeit verhinderte er aber dessen Wiederzusammentreten. Bundespräsident Wilhelm Miklas blieb trotz Aufforderung untätig. - In Österreich wurde daraufhin der Begriff Ständestaat von den diktatorischen Regierungen Dollfuß und Schuschnigg und ihren Anhängern zur Benennung der autoritären Staatsform von 1934 bis 1938 verwendet. Offiziell hieß die Republik zwischen der Maiverfassung vom 1. Mai 1934 und dem „Anschluss“ im März 1938 Bundesstaat Österreich, diese Epoche der österreichischen Geschichte wird auch als Austrofaschismus bezeichnet.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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