Hier der überaus lange, aber auch sehr informative und lesenswerte Artikel: „Superintendentstellvertreter Julius v. Bajcsy 40 Jahre ref. Pfarrer in Oberwart. - Oberwart stand Samstag und Sonntag im Zeichen einer großen, erhebenden und seltenen Festlichkeit. Der allseits verehrte, geschätzte und verdienstvolle Seelsorger der Oberwarter ref. Kirchengemeinde, Superintendentstellvertreter Julius v. Bajcsy, feierte unter herzlicher Anteilnahme seiner Gemeinde und aller Kreise der Bevölkerung das 40-jährige Jubiläum seiner hiesigen Wirksamkeit. Superintendentstellvertreter Julius von Bajcsy wurde als Nachfolger des im Oktober des Jahres 1896 verstorbenen Seniors Alexander v. Gueth in die Oberwarter Gemeinde berufen und trat sein Amt hier am 21. März 1897 an. Julius v. Bajcsy, der im 72. Lebensjahr steht, begann seine Studien am Preßburger evang. Lyzeum und beendete dieselben in Papa. Seine Tätigkeit als Seelsorger begann er schon im Jahre 1886 in dem im Komitat Nyitra gelegenen Magyarsook. Der Jubilar kann also bereits auf eine 51-jährige Amtstätigkeit zurückblicken. 1892 wurde er von der Gemeinde Nagytany, Komitat Komarom, zum Seelsorger bestellt und kam dann, wie bereits erwähnt, fünf Jahre später nach Oberwart. Während der vier Jahrzehnte seines hiesigen Wirkens war Julius v. Bajcsy seiner Gemeinde ein in Freud und Leid, in trüben und sonnigen Tagen stets treuer und vorbildlicher Führer, ein väterlicher Freund und Berater, der sich nur Anerkennung und Sympathie erwarb. Als glänzender Redner, welche ausgezeichnete Eigenschaft er anläßlich der Jubiläumsfeierlichkeiten neuerlich unter Beweis stellte, machte er sich in weitesten Kreisen einen hervorragenden Namen. Julius v. Bajcsy war zehn Jahre hindurch Mitglied des Komitatsausschusses, Schulaufseher der reformierten Schulen, Mitglied des Kirchenbezirkes jenseits der Donau, ferner Jahre hindurch Direktionsmitglied der Oberwarter Spar- und Kreditbank. Er war außerdem Religionslehrer der ref. Schüler am Gymnasium zu Oberschützen; seit zehn Jahren bekleidet er das Amt eines Superintendentenstellvertreters der Wiener ref. Superintendenz. Während seiner langjährigen segensreichen Tätigkeit kam er allen seinen ihm auferlegten, oft schweren Pflichten unermüdlich und vorbildlich nach, alle Arbeiten allein, ohne geistliche Hilfskraft verrichtend. Die zahlreichen Huldigungen, welche dem Jubilar die unverbrüchliche Treue und Anhänglichkeit seiner Gemeindemitglieder und die Wertschätzung durch die gesamte Bevölkerung bewiesen, nahmen bereits am Samstag mit einer Ehrung durch den Lehrkörper der ref. Schule ihren Anfang. Oberlehrer Vörösmarty verdolmetschte die aufrichtigsten Wünsche der Lehrerschaft und überreichte dem Jubilar im Namen seiner Kollegen eine Ehrengabe. Gegen vier Uhr nachmittags begaben sich dann die Mitglieder des Presbyteriums und des Lehrkörpers der ref. Schule unter der Führung des Kurators Gemeindekassier I. Miklos zum Bahnhof, um den zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Begleitung seiner Gattin eintreffenden reformierten Superintendenten Professor Dr. Gustav Zwernemann zu empfangen. Oberlehrer Vörösmarty entbot den hohen Gästen im Namen der ref. Kirchengemeinde ein herzliches Willkommen, Lehrer Schranz überreichte Frau Dr. Zwernemann einen Blumenstrauß. Die Gäste, welche im Hotel Neubauer abstiegen und dort im Kreise des Presbyteriums einen kleinen Imbiß einnahmen, begaben sich nachher zu Superintendentstellvertreter v. Bajcsy. Abends huldigte die Kirchengemeinde durch die Veranstaltung eines Fackelzuges dem Jubilar. Der Fackelzug, der ein herrliches Bild bot um an dem das Presbyterium, die Ortsfeuerwehr, der Männergesangverein, Vertreter der Vereine, der ref. Leseverein und viele Gemeindemitglieder teilnahmen, bewegte sich unter den Klängen der Feuerwehrkapelle vom Gasthaus Zambo ausgehend über die Hauptstraße und den Dr.-Dollfuß-Platz [Anm.: Hauptplatz] zum reformierten Pfarrhaus. Im hellerleuchteten Pfarrhof, welcher das zahlreich erschienene Publikum nicht zu fassen vermochte, trug der ref. Gesangverein unter Leitung des Oberlehrers Karl Vörösmarty ein Begrüßungslied vor, worauf Oberamtmann Hutter den Jubilar, der im Kreise seiner Familie und der Festgäste die Ehrung entgegennahm, in ungarischer und deutscher Sprache beglückwünschte, die segensreiche Tätigkeit des Gefeierten schilderte und seine Ausführungen mit dem Wunsche schloß, daß Julius Bajcsy noch lange Jahre zum Segen seiner Gemeinde, zum Wohle des ganzen Ortes und zur Freude seiner Freunde wirken möge. Nach dem Vortrag des Liedes „Gott grüße dich!" durch den Oberwarter Männergesangverein unter Leitung seines Chormeisters Lehrer Mühl sprach Superintendentstellvertreter Vertreter v. Bajcsy in tiefer Ergriffenheit Worte des Dankes. Anschließend beglückwünschte Kurator I. Miklos den Gefeierten und überreichte ihm im Namen des ref. Presbyteriums ein wertvolles Ehrengeschenk, Oberlehrer Vörösmarty übergab dem Jubilar ein Geschenk des ref. Lesevereines. Mit der von der Musikkapelle vorgetragenen Bundeshymne schloß diese Ehrung. - Sonntagvormittags fand in der ref. Kirche ein Festgottesdienst statt, dem Bezirkshauptmann Oberregierungsrat Dr. Kleinert, die Vertreter der Behörden und Aemter, maßgebende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Vertreter der Gemeinde mit Bürgermeister Sisko an der Spitze, Vertreter der Garnison, Gendarmerie, der verschiedenen Konfessionen, der Schulen, des Handels- und Gewerbestandes und viele Gemeindemitglieder teilnahmen. Die Festpredigt hielt Superintendent Dr. Zwernemann, der in zu Herzen gehenden Worten die Verdienste seines Amtsbruders schilderte. Dr. Zwernemann übergab dann dem Jubilar ein Dank- und Anerkennungsschreiben des Wiener evang. Oberkirchenrates. Hierauf bestieg Superintendentstellvertreter v. Bajcsy die Kanzel und gab dem Allmächtigen Dank, daß es ihm gegönnt gewesen sei, 40 Jahre an dieser Stelle zu wirken. Unter Leitung des Chormeisterstellvertreters Lehrer Tölly sang dann der ref. Gesangverein, einen Festchoral. - Nach dem Gottesdienst brachten die Vertreter des Bezirkes, die Geistlichkeit, Vertreter der Behörden, der Aemter, der einzelnen Religionsgemeinschaften, der Schulen und v. a. dem Jubilar ihre Glückwünsche dar, bei welcher Gelegenheit sich Superintendent Dr. Zwernemann die maßgebenden Persönlichkeiten vorstellen ließ. Mittags fand zu Ehren des gefeierten Superintendentenstellvertreters im Saale des Hotels Neubauer ein Festessen statt, an welchem alles, was in Oberwart Rang und Namen hat, vertreten war. Im Nähmen einer launigen Tischrede gab Superintendent Zwernemann seiner Freude Aufdruck, daß ihm Gelegenheit geboten wurde, an diesem schönen Feste teilzunehmen; er hoffe, bald wieder nach Oberwart kommen zu können. Der Jubilar bedankte sich für alle ihm erwiesenen Ehrungen; er dankte besonders dem Presbyterium seiner Kirchengemeinde, ohne dessen Verständnis und Mithilfe sich so manche Schwierigkeiten nie hätten überbrücken lassen. Die Bedeutung des Festes und des Tages würdigten noch Geistl. Rat Dr. Michel, Konsenior Paul Geistlinger [Anm.: auch Geisztlinger] und der Bezirksleiter der B. F., Direktor Hermann Schwartz. Im Namen der ref. Kirchengemeinde richteten Kurator Miklos und Lehrer Knöbel an Superintendent Dr. Zwernemann Dankesworte, daß er durch seine Anwesenheit zur Hebung und zum Gelingen dies Festes beigetragen hat. Als Vertreter des Handels- und Gewerbestandes sprach der Ehrenobmann des Gewerbevereins Kasper. - Um das großartige Gelingen des schönen Jubiläumsfestes, welches bewies, daß die ref. Kirchengemeinden die ehrliche und segenbringende Arbeit ihres Führers zu schätzen weiß, machte sich besonders Kurator Gemeindekassier I. Miklos verdient. Anläßlich des 40- jährigen Dienstjubiläums Julius v. Bajcsy's gedachte auch die Oberwarter israelitische Kultusgemeinde des Jubilars und erflehte im Rahmen einer Andacht in ihrem Bethause den Segen Gottes für den Gefeierten. In der ref. Pfarrkanzlei liefen zahlreiche Glückwunschschreiben und Begrüßungstelegramme aus Oesterreich und Ungarn ein. Es beglückwünschten den Jubilar seine Amtsbrüder, gewesene Schüler und sämtliche Kirchengemeinden der Wiener ref. Diözese. Auch wir schließen uns der langen Reihe der Gratulanten an. Möge Superintendentstellvertreter v. Bajcsy noch lange Zeit in bester Gesundheit zum Wolle seiner Gemeinde und des ganzen Ortes sein wichtiges und segensreiches Amt bekleiden!“
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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