Titelseite der Oberwarther Sonntags = Zeitung vom 27. Mai 1923 / Männergesangverein: "Sängerfest und Fahnenweihe"

Titelseite der Oberwarther Sonntags = Zeitung vom 27. Mai 1923 / Männergesangverein: "Sängerfest und Fahnenweihe"

Siehe dazu Bild #621, #622, #764, #1037 und #3985; - Hier der lange, aber sehr lesenswerte Artikel: "Dem Gefühle der Zusammengehörigkeit und Einigkeit ward am Pfingstsonntage in Oberwarth ein Tribut. Ein Symbol dieses idealen Gefühles, die neue Vereinsfahne des hiesigen Männergesangvereines erhielt unter Entfaltung einer solennen Feierlichkeit die kirchliche Weihe. Die neue Fahne wird gewiß dazu beitragen, die treue Kameradschaft, die Nächstenliebe und Zusammengehörigkeit, welche ein Versuch, Zwietracht in die Reihen der Vereinsmitglieder zu tragen nur gefestigt hat, noch mehr zu festigen, zu hegen, eigedenkt des schönen Spruchs „Alle für einen Einer für Alle!“ – Von herrlichem Wetter begünstigt gestaltete sich das Fest zu einer erhebenden Kundgebung unserer Bevölkerung für Kunst und treue Anhänglichkeit. - Das Fest begann am Samstag Nachmittag mit dem Schmücken der Gräber der verstorbene Mitglieder. Zuerst wurde der kath. Friedhof aufgesucht, woselbst am Grabe des gewesenen Chormeisters Josef Luka, Präses Geza Bardossy, sowie beim Kreuze für die in der Fremde Verstorbenen Kränze niedergelegt wurden und Lehrer Wilhelm Aikelin eine ergreifende Rede hielt. Es folgte nun der Besuch des evangelischen und reformierten Friedhofes. Im ev. Friedhofe sprach Vereinsvizepräses Josef Kasper und gedachte in wehmutsvollen Worten der verstorbenen Mitglieder, deren Gräber ebenfalls bekränzt wurden. Recht feierlich gestaltete sich der Besuch des ref. Friedhofes woselbst nach Bekränzung der Gräber des einstigen Präses Dr. Julius Gueth und Johann Zambo der ref. Pfarrer Julius Bajcsi in erhebender Weise der Verdienste der Verstorbenen um den Verein gedachte. In den Abendstunden zog der Verein unter den Klängen der Oberwarther Feuerwehrkapelle mit Lampionträgern und Fahnenschmuck zur Fahnenpatin Fr. Omischl, welcher unter Mitwirkung der Tatzmannsdorfer Sängerriege eine Serenade dargebracht wurde. Obmann Josef Baldauf aus Tatzmannsdorf und Vereinsobmann Andreas Freißlinger hielten unter Überreichung eines Blumenstraußes Ansprachen an die Fahnenpatin, welche in herzlichen, schlichten Worten für die Ehrung dankte. Nach Absingung eines Chores durch den Oberwarther Gesangverein und unter Heilrufen auf die Fahnenpatin wurde der Rückmarsch angetreten. - Pfingstsonntag früh 5 Uhr versammelten die Gesangvereine, die Feuerwehr und der Sportverein in Zambos Gasthaus, von wo unter klingendem Spiel durch den Ort marschiert und die Bewohner Oberwarths auf das beginnende Fest aufmerksam gemacht wurden. – Vormittag zwischen 9 und 11 Uhr fanden sich aus allen Richtungen herbeigeströmte Gäste ein, unter denen sich folgende Vereine befanden: Männergesangverein Pinkafeld mit Chormeister Anton Loidl. Männergesangverein Oberschützen, Chorleiter Ernst Karner. Männergesangverein „Koschat“ Neunkirchen, Chorleiter R. Gruber. Bezirks-Lehrergesangverein „D’Hianzen“, Chorleiter Josef Karner. Sängerriege des Geselligkeitsriege Tatzmannsdorf , Chorleiter Heinrich Eigenbauer. Männergesangverein St. Martin, Chorleiter Josef Wölfel. Die Feuerwehren von Wolfau und Oberdorf mit Musik. - Von 11 bis 12 Uhr konzertierte auf dem Hauplatze die Kapelle der Oberdorfer Feuerwehr und bot der Festplatz mit seiner reichdekorierten Tribüne, reichem fahnenschmuck und dem zahlreichen prominierenden Publikum einen imposanten Anblick. - Der eigentliche Festakt, die Weihe der Fahne, fand auf dem Rasenplätze gegenüber dem Freißlinger'schen Gasthause statt. Einen herrlichen Anblick bot der vom Schranz'schen Gasthause ausgehende Festzug, welcher unter den Klängen einer Musikkapelle vor die Wohnung der Fahnenpatin zog, um die neue Fahne abzuholen. Mit Kränzlerinnen an der Spitze, welche die noch verhüllte Fahne trugen, bewegte sich der Zug, welchem die Fahnenpatin in einem reich geschmückten Wagen folgte, zum Festplatze, auf welchem sich inzwischen eine große feiernde Menge angesammelt hatte, unter welcher zahlreiche Gäste aus der Umgebung, besonders aus Pinkafeld anwesend waren. Diese alle waren gekommen, um zu bekräftigen, daß sie das Fest des Gesangvereines mitfeiern und dieser Tag auch für sie ein Festtag sei. Lang war die Reihe der zu begrüßenden Festgäste und Vereine. Im Namen des Gesangvereines begrüßte pens. Lehrer Wilhelm Äikelin alle Festteilnehmer in herzlichen Worten. - Sodann wurde die Weihe der neuen Fahne durch die Pfarrer der drei Konfessionen und zwar: r.- k. Pfarrer Dr. Karl Michel, ev. Pfarrer Paul Geißtlinger und ref. Pfarrer Julius Bajcsi, alle im Ornat, in feierlicher Weise auf der mit Blumen und Reisig hübsch dekorierten Tribüne vorgenommen. Ev. Pfarrer Paul Geißtlinger hielt in deutscher Sprache eine eloquente Rede, in welcher er die ideale Bedeutung der Fahne in geistreichen, schwungvollen Worten glorifizierte. Ref. Pfarrer Julius Bajcsi hielt die Weiherede in ungarischer Sprache. - Nach dem Weiheakte brachte der Oberwarther Männergesangverein unter Leitung seines Chormeisters Heinrich Eigenbauer das Fahnenlied zum Vortrage, worauf das Einschlagen der Nägel unter gedankenreichen Sinnsprüchen seinen Anfang nahm. Den ersten Nagel schlug die Fahnenpatin ein, dann folgten der Reihe nach die Geistlichkeit, der Vereinsobmann, der Fahnenjunker usw. Insgesamt wurden 270 Nägel eingeschlagen. Nachdem auch dieser Teil der Feierlichkeit sein Ende erreichte und die Fahnen der erschienenen Vereine der neugeweihten Fahne die übliche Ehrenbezeugung geleistet hatten, stimmte der Gesamtchor das Bundeslied an, nach dessen Absingung sich der Festzug rangierte und unter lustigen Marschklängen abmarschierte. Abends 7 Uhr begann in Köhlers Gasthausgarten die Festliedertafel, wobei die zahlreich erschienenen Gäste Gelegenheit hatten, den stimmungsvollen Gesang der verschiedenen Vereine in wahrhaft vollendeter Weise zu genießen. Welcher von den Vereinen Besseres leistete, fällt uns schwer zu entscheiden, denn alle leisteten ihr Bestes und machten ihren Chormeistern volle Ehre. Nachdem noch der Neunkirchner Gesangverein das Publikum durch einige Zugaben humoristischen Inhaltes erfreut hatte, dankte Vizepräses Josef Kasper allen Vereinen und Festteilnehmern im Namen des Gesangvereines in herzlichen Worten und kündigte den Beginn der Tanzunterhaltung an, welcher bis in die Morgenstunden gehuldigt wurde. - Um das gelungene Arrangement des Festes machte sich das Komitee sehr verdient. - Die Feuerwehren unter ihren Kommandanten Dr. Karl Fuith, Oberwarth, Josef Löger, Wolfau und Ferdinand Engel, Oberdorf sorgten in anerkennenswerter Weise für die Aufrechterhaltung der Ordnung und gebührt der Oberdorfer Musikkapelle für ihr fleißiges, schönes Spiel besonderer Dank. - Die Fahne, ein Geschenk des Großkaufmannes Josef Omischl, weist eine künstlerische Ausführung auf. - Jene, welche keine Gelegenheit hatten, ihre Fahnennägel einzuschlagen, resp. abzugeben, können dies am Sonntag den 27. d. vormittags von 8 - 12 Uhr nachholen."

JAHR DER ENTSTEHUNG

1923

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © ÖNB – ANNO: Historische österreichische Zeitschriften und Zeitungen

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