Herr Gaal verstarb am 11. August 1930 und wurde zwei Tage später von Jozsef Medics Primiz siehe Bild #1051), der zu dieser Zeit Kaplan in Jennersdorf war, begraben. Über sein Begräbnis wird berichtet, dass es eines der wenigen war, die gleich anschließend an die Frühmesse, also – sicher in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Messner – wie von ihm gewohnt zu früher Stunde abgehalten wurde. Mit den trauernden Hinterbliebenen weinte damals auch der Himmel, sodass sich die Trauerfamilie in der ganzen Nachbarschaft Schirme ausleihen musste, um das Begräbnis wenigstens halbwegs trocken zu überstehen. - Herr Gaal war der Ururgroßvater von Christian Krutzler, langjähriger Pfarrsekretär und röm. kath. Religionslehrer. - Zur Verbesserung der Qualität wurde das Bild koloriert. // Ausführliche Biographie und Beschreibung der Tätigkeit als Messner: "István Gaál war 14 Jahre alt, als seine Mutter starb, und 18, als der Vater ihr nachfolgte. Zunächst erlernte er den Beruf des Tischlers, wurde aber dann doch Landwirt. 1880 heiratete er Balla Anna. Auch die Familie Gaál hatte, wie die meisten anderen Familien damals, einen Hausnamen: „Barát“ oder „Barátok“ (Anm: "Freund"). István erwarb das Haus Nr. 621 in Oberwart, heute Am Telek 13. - Von dort hatte er es nicht allzu weit zur katholischen Kirche. Immerhin aber legte er den Weg dorthin nicht nur einmal am Tag zurück, sondern mehrmals und das sieben Tage die Woche: Als Mesner der röm. kath. Pfarre hatte er einen klar umrissenen Aufgabenplan, der streng eingehalten werden musste. Das Gebetläuten war nicht ganz einfach, weil man dreimal täglich zur Kirche kommen musste, um die Glocke mit der Hand zu läuten, und zwar im Sommer um 5 Uhr bzw. im Winter um 6 Uhr, zu Mittag um 12 Uhr und am Abend um 20 Uhr. - Wenn jemand starb, wurde am Tag vor dem Begräbnis um dreiviertel 10 Uhr bzw. am Nachmittag um dreiviertel 3 Uhr und am Begräbnistag wieder um dreiviertel 10 Uhr eine viertel Stunde lang „ausgeläutet“ – wie es ja heute noch in der reformierten Kirche geschieht. Zum Begräbnis wurde geläutet, sobald der Pfarrer von der Kirche zum Trauerhaus ging, um den Verstorbenen abzuholen, und den gesamten Weg des Trauerzuges vom Haus bis zum Friedhof. Es kam oft vor, dass an einem Nachmittag zwei Begräbnisse stattfanden. - Geläutet wurde im Sommer vor herannahenden schweren Gewittern, damit die Gewitterwolken auseinandergetrieben würden. Eine wichtige Aufgabe des Messners bestand natürlich in der Vorbereitung des Gottesdienstes. Er musste die Kirchtür aufsperren. Eine Stunde vor Beginn der Messe war das „Erste Läuten“, nach einer halben Stunde das „Zweite Läuten“. Es wurden Kelch, Wein, Wasser und Hostien vorbereitet, die Kerzen am Altar angezündet, und dem Pfarrer wurde beim Ankleiden geholfen. Bei Hochzeiten musste die Kohle für den Weihrauchkessel angezündet werden. - Am Sonntagnachmittag, 14 Uhr, gab es die Litanei. Unter der Woche fanden die Gottesdienste täglich um 6 Uhr morgens in der Kapelle des Spitals statt, in der die Ordensschwestern die Vorbereitungen trafen. Taufen wurden auch unter der Woche vollzogen, da die Kinder unmittelbar nach der Geburt getauft wurden. Falls der Mesner krank war, wurde sein Dienst von einem anderen Familienmitglied übernommen." - Nach "Wächter über Oberwart" - ein Projekt des Offenen Hauses Oberwart;
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
Kommentare
Sie haben eine Frage zu dem Bild oder möchten einen Kommentar dazu abgeben? Registrieren Sie sich bitte mit Namen und Email-Adresse bzw. melden Sie sich unter LOGIN an, wenn Sie schon registriert sind.