Kitting von Fam. Pongracz / Adorjan (OW 534/ Graf Erdödystraße 24)

Kitting von Fam. Pongracz / Adorjan (OW 534/ Graf Erdödystraße 24)

Ein Kitting ist ein alter, bäuerlicher Speicherbau. Diese Bauten kamen vor allem im heutigen mittleren und südlichen Burgenland (Heanzenland) vor. Das Wort Kitting hängt mit kitten zusammen, es bezeichnet eine Bauweise, bei der ein Holzgerüst mit Lehm gekittet wurde. - Der hier abgebildete Kitting wurde 1960 mit einem Tieflader nach Stegersbach gebracht, da man ursprünglich plante, dort ein Freilichtmuseum zu errichten. Nachdem dann aber die Entscheidung für Bad Tatzmannsdorf fiel, bildete er als erster Bau den Grundstein für Freilichmuseum Bad Tatzmannsdorf, das 1972 eröffnet wurde. - Ausführlicher Bericht:26. August 1960: Eine ungewöhnliche, technische Leistung stellte die Überführung eines mindestens 140 Jahre alten Vorratshäuschen, „Kitting“ genannt, von Oberwart nach Stegersbach dar. Diese Kittinge sind Speicherbauten, die ursprünglich freistehend, in Blockbauweise errichtet und mit einem Spitztonnengewölbe aus Ziegeln versehen waren. Die Wände sind mit Lehm verschmiert, wodurch der Bau gut isoliert ist. Das Strohdach ist nur lose aufgesetzt und kann bei Brandgefahr abgeworfen werden. Der Speicher erwies sich als außerordentlich widerstandsfähig gegenüber Feuer. Eine besondere Eigenheit der Kittinge war in früherer Zeit auch die perfekte Sicherung gegen Einbrüche durch Holzschlösser von ähnlicher Konstruktion wie die modernen Kombinationsschlösser, so daß jemand, der das Geheimnis der Einstellung nicht kannte, auch bei stundenlangem Manipulieren den Speicher nicht zu öffnen vermochte. - Das Bundesdenkmalamt war nun bemüht, die noch vorhandenen Kittinge als Denkmäler des örtlichen Lebens vergangener Jahrhunderte so weit als möglich zu erhalten. Einer der schönsten Kittinge mit barockem Giebel und der Jahreszahl 1820, die aber vielleicht schon von einer Renovierung und nicht vom ursprünglichen Bau stammt, stand in Oberwart auf dem Anwesen des Landwirtes Sandor Pongracz beziehungsweise der bereits im Ausgedinge lebenden 90-jährigen Frau Julianna Adorjan (OW 534/ Graf Erdödystraße 24). Landeskonservator Dr. Alfred Schmeller erkannte die Sachlage und ging mit Unterstützung des Landesbaureferenten Landeshauptmannstellvertreter Wessely und unter Mithilfe des Baubezirksamt Oberwart ans Werk. Unter dem Leister des Baubezirksamts, Landtagsabgeordnetem Ing. Thomas Wagner wurde die technisch aufwendige Transport am 26.08. 1960 in Angriff genommen: Der Kitting wurde auf einen hölzernen Kreuzstoß gehoben, unter den ein 20-Tonne-Tieflader geführt wurde. Mit Hilfe der Winden wurden die Kreuzstöße wieder abgebaut, bis der Kitting auf der Ladefläche stand. Vorerst wurde der Kitting vom LKW-Lenker Ludwig Benkö und seinem Beifahrer Alexander Kajdocsy nach Stegersbach gebracht, wo das erste bgld. Freilichtmuseum geplant war. – Als die Kurbad Tatzmannsdorf AG - abermals auf Betreiben von Dr. Schmeller – jedoch ein Grundstück zur Verfügung stellte, schlug die Geburtsstunde des Freilichtmuseums Bad Tatzmannsdorf. Die bgld. Denkmalbehörde entschloss sich, hier alle erreichbaren Bauten zu sammeln, um durch eine örtliche Konzentration die auf Dauer schwierige Konservierung zu gewährleisten. Der Oberwarter Kitting „ging wieder auf Reisen“ und bildete den Grundstock für das Neue Museum. Die Initiative dazu ergriff der damalige Kurdirektor und spätere Bürgermeister von Bad Tatzmannsdorf Franz Rehling. 1972 schließlich wurde das Freilichtmuseum Bad Tatzmannsdorf von Landeshauptmann Theodor Kery feierlich eröffnet. – Untrennbar ist seit 1982 auch der Name Josef Hölzel (früherer Bürgermeister von Jormannsdorf und Kurdirektor von Bad Tatzmannsdorf) mit dem Juwel verbunden. Er führte es mit viel Hingabe und großem Einsatz als Kustos über viele, viele Jahre hinweg.

JAHR DER ENTSTEHUNG

1960

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: Digitale Sammlung Langer/Schober

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