"• Demütigende Friedensdiktate. Der Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie reduzierte ein Riesenreich von fünfzig Millionen Einwohnern zu einem Kleinstaat. In den für Österreich und Ungarn demütigenden Friedensdiktaten der Siegermächte (St. Germain und Trianon) wurde das Burgenland Österreich zugesprochen. In den magyarischen Orten der Wart fürchtete man in der Folge eine Zukunft als ungarische Minderheit. Daher unterstützte man die Budapester Regierung, die den Verlust des Burgenlandes verhindern wollte, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln. In zahlreichen harten Verhandlungen, bei denen Oberwart eine wichtige Rolle spielte, sollte ein Territorium bis hinter Oberwart und Bad Tatzmannsdorf für Ungarn gerettet werden. In Hoffnung auf Unterstützung durch die einheimische Bevölkerung errichteten Freischärler aus Innerungarn ihre wichtigsten Versorgungslager im Kampf gegen die einmarschierende österreichische Gendarmerie und Zollwache in Oberwart. • Als Höhepunkt des Widerstandes gegen die Bestimmungen der Siegermächte der Entente rief man in Oberwart am 4. Oktober 1921 den unabhängigen Staat Leitha-Banat (Lajtabansag) aus. Dieser Operettenstaat, welcher sogar eigene Ausweise ausgab, eigene Briefmarken druckte und ein eigenes Amtsblatt publiziert, war nach einigen Wochen nur mehr Geschichte, die ungarischen Freischärler verließen Oberwart, Bürgermeister Sisko rief eine Gemeindewehr ins Leben, die für Ruhe und Ordnung in der Stadt zu sorgen hatte. Am 10. Dezember 1921, als der neue Landesverwalter Dr. Davy nach Oberwart kam, bekannte sich die Bevölkerung mit kräftigen Eljenrufen (Hochrufen) zu ihrer nunmehrigen Zugehörigkeit zu Österreich. • Trotz der Wirtschaftskrise vollbrachte Oberwart zu Beginn der 20-er Jahre bemerkenswerte bauliche Leistungen. Am Hauptplatz legte man einen Park an, in dessen Mitte ein Kriegerdenkmal positioniert wurde (1924), Kino und Fußballplatz lagen innerhalb und am Rande des Parks, der vielbesuchte Oberwarter Viehmarkt wurde an die Peripherie verlegt. Das Oberwarter Spital, welches eine chirurgische und interne Abteilung beherbergte, entwickelte sich zum modernsten Krankenhaus des Landes. Im Jahre 1933 wagte man sich über ein Großprojekt: Eine Regulierung der Pinka sollte den Überschwemmungen ein Ende setzen, was zu einer Halbierung der Länge des Flusses führte. Hiebei kamen 197 Mann des „Freiwilligen Arbeitsdienstes " der Regierung Dollfuß zum Einsatz, wovon Oberwart an die 100 Mann stellte. Nicht zuletzt war es die Verlängerung der Bahnlinie Oberwart-Pinkafeld nach Friedberg, welche Oberwart zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des südlichen Burgenlandes machte. Weiters wurden Viehzucht und Milchwirtschaft forciert, die Oberwarter Molkereigenossenschaft entwickelte sich zum größten Unternehmen dieser Art in Ostösterreich. Als besondere Spezialität erzeugte man Edamer und Geheimratskäse". - Als Entstehungszeitpunkt wurde das Jahr des Endes der Berichterstattung angenommen.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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