Artikelserie zur Geschichte der Stadt von Herbert Gossi: 1933 bis 1938

Artikelserie zur Geschichte der Stadt von Herbert Gossi: 1933 bis 1938

" • Österreicher schießen auf Österreicher. Osterreich durchlitt im Jahr 1934 zwei Bürgerkriege. Nachdem im Februar nach dreitägigem Kampf die Sozialdemokratie ausgeschaltet worden war, witterten die Nazis ihre Chance auf eine Machtübernahme in Osterreich. Der Putschversuch im Juli 1934 führte zwar zur Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, eine Machtübernahme gelang den Nazis vorerst jedoch nicht. - Interessanterweise blieb Oberwart von beiden Bürgerkriegen unbehelligt. Im Feber wurden zwar die Oberwarter Sozialdemokraten von allen Funktionen ausgeschlossen, im Gegensatz zu den großen Industriegebieten kam es jedoch zu keinerlei Gewalttaten. - Die Nationalsozialisten ihrerseits - seit Juni 1933 in der Illegalität - waren besonders im Raum Oberschützen und Unterschützen äußerst rege. Schmieraktionen mit Naziparolen und Hakenkreuzen standen auf der Tagesordnung. Auf dem Schornstein der Molkerei Oberwart wurde eine Hakenkreuzfahne gehisst, die Fernsprechleitung Oberwart-Pinkafeld wurde durch einen Anschlag lahmgelegt. Selbst die Einkerkerung von NS-Gauleiter Tobias Portschy vermochte den Höhenflug der Nazis in keiner Weise einzudämmen. - • Schuschnigg gegen Hitler. Noch stemmte sich der österreichische Ständestaat gegen die braune Flut. Kundgebungen wie jene am 15. April 1937 am Oberwarter Hauptplatz (Dollfuß­Platz), an der Bundeskanzler Schuschnigg höchstpersönlich teilnahm, waren angelegt, die Bevölkerung für die Unabhängigkeit zu gewinnen. Diesen gleichermaßen rührigen wie vergeblichen Bemühungen schwappte die braune Propaganda entgegen, welche nach der Enthaftung und Amnestie von NS-Führern deutlich an Intensität zulegte (Schuschnigg hatte Hitler im Februar 1938 diesbezüglich weitgehende Zugeständnisse gemacht). An einer gewaltigen Veranstaltung in Oberwart nahmen 8.000 Personen teil, der jüngst aus der Haft entlassen Dr. Tobias Portschy hielt eine fulminante Rede. Als Schuschnigg für den 11. März eine Volksabstimmung für ein freies Osterreich ankündigte, brachen die Dämme und die nationalsozialistische Welle überschwemmte Osterreich. Nicht weniger als 14.000 Nazis zogen nach Oberwart und ballten sich vor dem Geschäftslokal der Fahrzeug- und Radiohandlung Brunner zusammen. Vom Dach des Lokals wurden Reden gehalten, die Redner wurden zudem durch schallende ,,Sieg - Heil - Rufe" angestachelt. Allmählich kristallisierten sich die Nazis als Herren der Lage heraus, umso mehr als Meldungen aus Eisenstadt Oberwart erreichten, welche die Absetzung von Landeshauptmann Sylvester und die Einsetzung von Portschy zum neuen Landeshauptmann zum Gegenstand hatten. • Machtwechsel. In der Nacht vom 11. auf den 12. März vollzog sich schließlich auch in Oberwart der Machtwechsel. Der Rechtsanwalt Dr. Franz Weisch wurde als Bürgermeister eingesetzt, die Gegner der Nazis wurden verhaftet und im alten Kino im Stadtpark interniert. • Um den Boden für die für den 10. April geplante Volksabstimmung aufzubereiten, welche den vollzogenen Anschluss nachträglich rechtfertigen sollte, besuchten prominente Führer der Nationalsozialisten, wie der Reichsinnenminister Dr. Wilhelm Frick, Oberwart. Wie in den meisten Orten und Städten brachte die Volksabstimmung ein verblüffendes Resultat: Den 2.541 Ja-Stimmen standen lediglich 2 Nein.-Stimmen gegenüber". - Als Entstehungszeitpunkt wurde das Jahr des Endes der Berichterstattung angenommen.

JAHR DER ENTSTEHUNG

1938

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: Zur Verfügung gestellt von Frau Hilde Posch

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