Evang. Pfarrgemeinde AB: Pfarrer und Senior Franz Böhm *1912 /+2004; illegales NSDAP und SA-Mitglied; Offizier im II. WK

Evang. Pfarrgemeinde AB: Pfarrer und Senior Franz Böhm *1912 /+2004; illegales NSDAP und SA-Mitglied; Offizier im II. WK

Er entstammte einer kinderreichen evangelischen Kleinbauernfamilie, die es ihm dennoch ermöglichte, dass er das Gymnasium in Oberschützen besuchen konnte. Nach der Matura 1930 studierte er Theologie an den Universitäten Wien und Leipzig und wurde 1935 Vikar bei Superintendent Theophil Beyer in Oberschützen, bis er 1938 Pfarrer in Oberwart wurde. Schon während seiner Vikarszeit hatte er oft den erkrankten Superintendenten zu vertreten, was ihn über den engeren regionalen Bereich bekannt machte. - Böhm war der typische Vertreter jener evangelischen Intellektuellen , die sich geistig engstens mit dem protestantischen Norddeutschland als dem „Mutterland der Reformation " verbunden sahen unter dem Eindruck der restriktiven Maßnahmen vor allem der stark katholisch geprägten Politik des Ständestaates gegen die evangelische Kirche, aber auch angesichts einer ausweglos scheinenden wirtschaftlichen Depression in Österreich, näherten sich dem Wunsch eines raschen Anschlusses an Deutschland und damit dem Nationalsozialismus. Er übernahm bald Führungspositionen innerhalb der illegalen NSDAP und der SA, doch bald nach dem vollzogenen Anschluss im Jahre 1938 - er war SA-Standartenführer und Gauredner - wurde auch er von der Realität des neuen Regimes enttäuscht. Vor die Wahl gestellt, eine weitere Karriere in Partei und Staat zu machen, dafür aber sein geistliches Amt aufzugeben, entschied er sich für den Dienst in der Kirche und legte seine führenden Funktionen in der NSDAP nieder, was dann rasch seine Einberufung zur Wehrmacht zur Folge hatte. Böhm rückte zu den Gebirgsjägern ein, wurde Offizier und kämpfte in den folgenden Jahren am Balkan, in Kreta und an der Ostfront, wo er bis zum Kaukasus kam. (In seinem Wehrpaß eingetragen stehen: Griechenlandfeldzug, Kretaluftlandeeinsatz, Rußland [Kaukasus, Kaukasusrückzug, Luftlandeeinsatz im Raume von Stalingrad], Btl.-Kommandeur, Chef der ROB-Schule in Glasenbach uam.). Er wurde vierzehnmal verwundet und wegen seiner aufsehenerregenden Tapferkeit an der Front mehrfach und hoch ausgezeichnet. Nach seiner letzten Verwundung bei Rückzugskämpfen an der Ostfront kam er als Lehrer an die Offiziersschule in Glasenbach bei Salzburg. - Nach 1945 schien ihm zunächst eine Rückkehr in die sowjetisch besetzte Zone, somit ins Burgenland, nicht ratsam. Nach 1945 bemühte er sich um den Aufbau der evangelischen Gemeinde in Hartberg und kehrte erst 1949 nach Oberwart zurück. Hier gelang ihm eine beachtliche Aufbauarbeit, die im Bereich der Diakonie (Errichtung eines großen Altenheims) und der Bildungsarbeit (Oberwarter evangelische Wochen) auch über den regionalen Rahmen hinausreichte. Im Jahre 1968 wurde Böhm zum Stellvertreter des Superintendenten mit dem Titel „Senior" gewählt. Dieses Amt übte er - mehrfach wiedergewählt - bis zu seiner mit 30. Juni 1985 aus Altersgründen erfolgten Versetzung in den dauernden Ruhestand aus. - Er lebte nach seiner Pensionierung in dem von ihm in Oberwart gegründeten Altenheim, und war noch eine Reihe weiterer Jahre als Krankenhausseelsorger tätig. Er erstarb im Jahre 2004 92-jährig an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

JAHR DER ENTSTEHUNG

1977

ANGABEN ZUR HERKUNFT DES BILDES

Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER

Herkunft des Bildes: © Gerald Schlag: „Burgenland – Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien“ – Edition Rötzer

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