Kirche: Die Grundsteinlegung erfolgte am 22. September 1812, die Weihe am 1. Oktober 1815. 1820/ 21 wurden Glocken und eine Orgel angeschafft. 1843 erfolgte die Bemalung von Altar, Orgel und Empore. - Dieses Pfarrhaus bestand von 1821 bis1953 und wurde dann durch das am 11. November 1953 geweihte ersetzt. // "108 Jahre Selbstständigkeit der Evang. Kirchengemeinde AB – 1929 - - Aus den Annalen der ev. Kirchengemeinde A.-B. in Oberwarth: Die evang. Pfarr- und Kirchengemeinde in Oberwart, zählt heute, nach den Aufzeichnungen ihrer Jahrbücher, Matriken und Protokolle 108 Jahre ihrer Selbständigkeit als Muttergemeinde. Als Filialgemeinde, anfangs vielleicht nur als Diaspora, die ihre seelischen Bedürfnisse in den viel älteren Gemeinden der Nachbarschaft, in Oberschützen, in Stadt-Schlaining oder, soweit ihre Glieder die ung. Sprache beherrschten, in der Anlehnung an die ebenfalls viel ältere kalvinische Ortsgemeinde befriedigten, reichen ihre Anfangsgründe noch viel weiter, vermutlich bis in das Reformationszeitalter zurück. Erst die neue Erweckungszeit, die der Josefinischen Aera folgte, das Beispiel so vieler aufstrebender Gemeinden stachelten den Ehrgeiz und das Verlangen des hiesigen kleinen Häusleins Evangelischer nach Selbständigkeit mächtig an, Noch waren sie zu schwach und zu wenig, dieses Ziel auf einmal und in absehbarer Zeit zu erreichen, so mußten sie sich, wie so viele schwache Gemeinden, bis zu ihrer Erstarkung, damit bescheiden, ihre Glieder in einer Filial-, respektive Schulgemeinde zu sammeln und zu erhalten. - Mit großen Opfern und seltenen Begeisterung wurde demnach in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts an der Stelle, wo das heutige Pfarrhaus steht, das erste Schulhaus, das wohl auch geraume Zeit als Bethaus verwendet wurde errichtet. Es war ein schlichter, scheunenartiger Bau aus Holzmaterial. Die Seelenzahl blieb auch weiter klein und unansehnlich, nur die Sehnsucht wuchs, die Begeisterung hielt an, die Opferwilligkeit nahm Dimensionen an, wie seither niemals. Ein tüchtiger Kirchenmann und Organisator, Matthias Lagler schien der geeignete Mann gewesen zu sein, das Feuer der ersten Liebe, der jugendlichen Begeisterung in die rechten Bahnen zu lenken. Auf fremde Hilfe war zur damaligen Zeit nicht zu rechnen, so waren unsere Väter bei dem Aufbau der Gemeinde auf sich selber angewiesen. Kein Opfer wurde gescheut? es wurde gesammelt, gespart, es war eine Kraftanstrengung ohnegleichen. Günstige Umstände kamen zuhilfe. Ein kinderloses, hochherziges Ehepaar, es war im Jahre 1815, Edler Michael von Benedek mit Gattin vermachten ihr ganzes Vermögen an Barem und Grundstücken ihrer Kirchengemeinde. Es war der erste Schritt zur Selbstständigkeit, zur Maternisierung der Gemeinde. Erst kurz vorher eröffnete und weihte die Gemeinde ihren Gottesacker, südlich des Ortes, an einer sanften, damals abgeschiedenen, friedlichen Bergeslehne. Noch im Frühjahr desselben Jahres wurde zum Kirchenbau geschritten. Taglöhner, Landwirte, Handwerker, Geschäftsleute, lauter Glieder der kleinen Gemeinde griffen zusammen, alle wollten mittun und dabei sein! Schon am letzten Septembersonntag desselben Jahres konnte das neue Gotteshaus geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Nun hatte die Gemeinde ihre Schule, ihr Gotteshaus, ihren Friedhof, aber noch kein Geläute, keine Orgel und keine Turmuhr, keinen Pfarrer und kein Pfarrhaus, noch war die Maternisierung nicht vollzogen. Es galt abermals alle Kräfte anspannen, den Willen stärken, Wege finden und nicht erlahmen. Der bewährte Vertrauensmann und bisherige Führer Matthias Lagler wurde aus Mitteln der Gemeinde nach Deutschland entsandt Theologie zu studieren und sich die Pfarrerbestätigung zu erwerben. Mittlerweile wurde das alte, baufällige, hölzerne Schulgebäude abgetragen und an seiner Stelle das heutige Pfarrhaus erbaut, links der Kirche wurde ein neues Schulhaus, 1820 zwei Glocken, von denen die große noch heute vorhanden ist, von der seither bestehenden Glockengießerei Friedrich Seltenhofer in Oedenburg angeschafft. Bald kam Orgel und Turmuhr dazu. 1819 kam Lagler aus Deutschland zurück, wurde 1820 mit der Maternisierung der Gemeinde zu deren Pfarrer bestellt. Das alles innerhalb 30-40 Jahren. Es war ein Streben, Gründen und Bauen, daran der liebe Gott seine helle Freude haben mußte! Es gelang der Gemeinde, sich an schönster Stelle, im Mittelpunkt der Großgemeinde, zum Kirchen-und Schulbau wie geschaffen und prädestiniert, wohnlich einzurichten. So war es einst. Wie ist es heute? War es damals eine kleine Gemeinde von nur einigen 100 Seelen, so ist sie bis heute klein geblieben. Wachstum nach außen war ihr nicht beschieden. Über ihr inneres Wachstum seither zu berichten verbietet die Bescheidenheit. Die Gründer- und Kerngemeinde, war damals eine schlichte Dorfgemeinde aus Handlangern, Landwirten und Handwerkern, erst später kamen Gewerbetreibende dazu. Das Zunftwesen war damals in vollster Blüte. Was sie war, ist sie länger, als Jahrhundert geblieben. Zu den geerbten Grundstücken kamen schöne Liegenschaften an Wald-, Wiesen- und Ackerland, teils bei der Kommassierung, zur Erhaltung der Pfarrer, Lehrer und Schulen, teils durch neue Vermächtnisse hinzu. Als Landgemeinde mußte sie sich auch wirtschaftlich einrichten. Das Schulhaus beherbergte den Wirtschaftshof, wo sie durch die Robot, Zechmeister und Zechknechtsystem ihre Wirtschaft selbst bis in die Jahre 1900 bewirtschaftete. Die Barabgaben waren immer gering. - Eine neue Aera setzte, für die bisher ländliche Gemeinde mit dem Ausbau der Bahnlinien Pinkafeld— Steinamanger, Oberwarth— Oberschützen ein, die hieransässigen Bezirksbehörden trugen das ihrige dazu bei. Die Gemeinde erhielt dadurch je länger, je mehr einen städtischen Anstrich, mit allen seinen Nachteilen, ohne jedoch wirklich städtisch zu werden. Zu den alteingesessenen, deutschsprachigen Landwirten, Handwerkern und Geschäftsleuten, kamen die größtenteils ung. Beamten evang. Bekenntnisses mit ihrem Anhang. Die deutschen Gottesdienste und Funktionen wurden mit ungarischen ergänzt. Der Unterricht in der Schule, die bis zum Jahre 1910 einklassig blieb, wurde überwiegend, die Matriken und Protokollführung ausschließlich in der Staatsprache geführt. Die gemischten Ehen nahmen überhand. Die zentrale Lage war dem Zuzug fremder Elemente günstig. Das alte Wirtschaftssystem konnte sich nicht weiter halten, das Zunftwesen verjährte sich, die Zechmeister- und Knechte wurden abgebaut, die Naturalienabgaben mußten abgelöst werden. Würden die alten Gründer heute aufstehen, sie würden schauen, welche Veränderungen durch Gottes Fügung eingetreten sind, sie würden ihre Gemeinde nicht mehr erkennen. Wo ist der alte, seßhafte Kernstock ihrer Gemeinde? Wieviele wohlklingende, einst vielgenannte Namen sind erloschen! Es dürfte keine Gemeinde im Bereiche des Burgenlandes geben, die im Laufe eines flüchtigen Jahrhunderts solchen Wandel durchgemacht hätte. Einen kleinen Aufschwung hat die Musser-Ritterische Aera von 1910 mit der gründlichen Kirchenrenovierung zu verzeichnen. Es war wieder einmal ein edles Wettstreben, eine kurze Erweckungszeit, die an Stelle des alten, baufälligen Gotteshauses mit seinen Holzpfeilern, seiner Holzstuckatur und seinen Steinfließen, ganz aus eigenen Mitteln, ohne fremde Hilfe, ein neues, der Zeit würdiges, schmuckes Kirchlein erstehen ließ. Von einem äußeren Wachstum kann also keine Rede sein, wir zählen bis heute nicht mehr als 540 Seelen. Von inneren Wachstum nicht viel mehr; wir sind nicht viel weiter gekommen, als bis zum mühseligen Erhalten und kümmerlichen Pflegen des Ererbten. Möge sich doch auch in der Zukunft eine, wenn auch nur kleine, aber geschlossene und nach innen wachsende, blühende, der Väter würdige Gemeinde finden, die ihr Augenmerk nicht auf das, was blendet, sondern auf das Eine, das uns allen nottut richtet. Das walte Gott! - Es muß noch hervorgehoben werden, daß zur Aufrechterhaltung des konfessionellen Friedens und guten Einvernehmens unter den Ortskirchengemeinden, das zu keiner Zeit getrübt wurde, auch unsere stets friedlich gesinnte Gemeinde wesentlich beitrug. Bei aller Wahrung des konfessionellen Standpunktes, bei rücksichtsvollster Distanzhaltung im Lebenswichtigen und Grundlegenden, zeigten wir immer ein weites Herz und entgegenkommendes Verständnis im Notwendigen. Einen Kulturkampf kannte Oberwarth nie. Ein eifriger Helfershelfer im Pflegen des guten Einvernehmens zwischen den Konfessionen, das darf nicht vergessen werden, war uns immer die eben jubilierende „Oberwarther Sonntags-Zeitung". Die sprichwörtliche Harmonie unter den Oberwarther Kirchengemeinschaften und ihren Würdenträgern, die ihren symbolischen Ausdruck im oftmaligen harmonischen Zusammenklingen der Glocken aller drei Türme, aus ein und demselben Anlaß findet, war die Musik, die von der genannten Presse am liebsten intoniert wurde. Unvergeßlich sind uns auch die Dienste, das immer loyale Entgegenkommen, das uns von ihr stets entgegengebracht wurde. - Sei es uns gestattet, auch an dieser Stelle dafür zu danken und dem Geburtstagskind unsere wärmsten Segenswünsche zu entbieten. Paul Geistlinger, ev. Pfarrer“.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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