Text zu Karl Benkö aus "Wächter über Oberwart": Die seltenen Tage des Heimaturlaubes in Oberwart sind kostbar: für den pflichtbewussten Soldaten ebenso wie für die Familie. Das Wieder-Loslassen fällt schwer. Zu genau glaubt man über die Schrecken des Krieges Bescheid zu wissen, als dass der geliebte Sohn, Bruder, Onkel dorthin zurückgehen sollte. Zwei Monate vor Kriegsende der letzte Besuch. Der Vater will ihn verstecken, es sei ohnehin bald vorüber. Doch Karl lehnt das ab und kehrt zurück an die Front, wohl in einer Mischung aus Angst vor einer scharfen Strafe für die Desertion, Pflichtgefühl oder auch Solidarität und tiefer Verbundenheit mit den neben ihm kämpfenden Kameraden. Letztendlich ist doch der Mann nebenan derjenige, der einem Soldaten der Nächste ist: nicht Heimatland, nicht Führer, nicht Befehl – der Mann nebenan hat ein Gesicht. Karl kümmert sich um seine Kameraden, seine Untergebenen. Er spricht ihnen Mut zu in Stunden, in denen er selbst Todesangst hat, führt die ihm Anvertrauten väterlich und menschlich durch die Unmenschlichkeit des Krieges. Er weiß um seine Verantwortung und das ihm von seinen Kameraden entgegengebrachte Vertrauen. - Tatsächlich, Karl überlebt die Kriegsgefechte – aber nicht den Krieg. Er gerät in Gefangenschaft, stirbt dort und wird in einem Massengrab beigesetzt. Die letzte Nachricht von ihm überbringt ein Kamerad, der den Weg zur Familie auf sich nimmt, um ihnen Gewissheit zu bringen.
Hochgeladen von: Tillfried SCHOBER
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